Es mag unterschiedlichste Gründe geben, warum Thüringer ihr Bundesland mögen und so viele Besucher hierherkommen. Die zahlreichen klassischen Stadtkerne und Einzelobjekte spielen dabei jedoch eine bedeutende Rolle. Dass sie sich heute in einer solchen Pracht zeigen, hängt sowohl mit glücklich verketteten Umständen als auch mit jeder Menge Zivilcourage seitens der Bevölkerung der DDR-Zeit zusammen.
Keines von Deutschlands 16 Bundesländern weist einen durch und durch modernen Gebäudebestand auf. Im Gegenteil, zwischen Lübeck und Sonthofen im Allgäu gibt es mehrere Hundert große und kleine Areale mit einer Gemeinsamkeit: Viele dortige Gebäude wurden sogar in Epochen errichtet, die noch vor Kolumbus‘ Entdeckungsfahrten lagen.
Was allerdings Faktoren anbelangt wie
• Gesamtanzahl bezogen auf Bundeslandbewohner und -besucher,
• historische Güte bzw. Bedeutung oder
• Bauliche Vielfalt
ist Thüringen definitiv ein kleines Highlight innerhalb Deutschlands Architektur.
Das Bundesland mag nicht so viele UNESCO-Denkmäler (5 Stück) vorzuweisen haben wie Sachsen-Anhalt (7) oder Bayern (8). Doch bei den Städten mit erhaltenen historischen Kernen braucht sich Thüringen keineswegs zu verstecken: Altenburg, Arnstadt, Bad Berka, Bad Langensalza, Bad Liebenstein, Bad Tennstedt, Buttstädt, Creuzburg, Dornburg, Eisenach, Eisenberg, Eisfeld, Erfurt, Geisa, Gotha, Greiz, Greußen, Heldburg, Heilbad Heiligenstadt, Heringen/Helme, Hildburghausen, Ilmenau, Jena, Kahla, Königsee, Kranichfeld, Meiningen, Mühlhausen, Neustadt a. d. Orla, Ohrdruf, Orlamünde, Pößneck, Ranis, Römhild, Rudolstadt, Saalfeld, Schleiz, Schmalkalden, Schleusingen, Sondershausen, Stadtilm, Treffurt, Ummerstadt, Vacha, Wasungen, Weida, Weimar, Weißensee, Wiehe, Ziegenrück.
Ähnlich viele geschichtlich-architektonisch bedeutsame Orte gibt es nur in wenigen anderen Bundesländern – wobei viele davon größer und/oder einwohnerstärker sind. Das wird auch bei einem Blick auf die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Historische Fachwerkstädte e. V. und auf Thüringens Denkmalliste deutlich.
Dabei muss man eines feststellen: Die vielen kulturell und architektonisch bedeutsamen Stadt- und Ortskerne sowie Einzelgebäude sind keine einfache, kostengünstige Aufgabe. Nicht nur ist es teuer und aufwendig, solche teils im Mittelalter errichteten Gebäude zu sanieren und in diesem Zustand zu halten. Es ist außerdem kompliziert, das alles auf eine Weise zu tun, die der althergebrachten Bausubstanz dienlich ist.
Mit anderen Worten: Es genügt längst nicht nur, beispielsweise eine Fachwerkfassade „irgendwie“ baulich zu erhalten. Im Zweifelsfall müssen sich alle ansonsten wichtigen Faktoren der geschichtlichen Bedeutung unterordnen. Beispielsweise in Bezug auf Brandschutz. In denkmalgeschützten Bauten unterliegt er völlig anderen Vorgaben und Maßnahmen und ist obendrein limitierter als in moderneren Gebäuden – zumal diese von Anfang an brandschutztechnisch optimiert wurden. Im Zweifelsfall hat denkmalpflegerischer Bausubstanzschutz Vorrang vor allen Brandschutzbelangen.
Ähnlich verhält es sich bei der Energieeffizienz: Wenn es sich nicht mit dem Denkmalschutz vereinbaren lässt, dann greifen sogar eigentlich allgemeingültige Gesetze nicht. Alles unterliegt weitgehend einem Erlaubnisvorbehalt der zuständigen Landesdenkmalschutzbehörde. Sieht diese den schutzwürdigen Status durch Solaranlagen, Dämmungen oder eine optisch sehr präsente Wärmepumpe bedroht, wird sie die Erlaubnis stets versagen.
Selbst bei geschichtsträchtigen Bauten, die nicht den strengen Richtlinien des Denkmalschutzes unterliegen, gelten vergleichbare Umstände:
Allerdings gibt bereits der touristische Erfolg all diesem Aufwand und den Limitierungen Recht: Thüringens altertümliche Bausubstanz ist erwiesenermaßen ein Magnet für Touristen. Sie lockt ebenfalls bereits seit Jahrzehnten zahlreiche Filmcrews an, welche die Gebäude und Straßenzüge als zeitgenössisch passende Drehorte heranziehen. Nicht zuletzt ist diese architektonische Schatztruhe des Freistaats dadurch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – und ein gigantisches Zeugnis für frühere Baumeister, Bautechniken und Baustile.
Dabei muss man eines unterstreichen: Dass es heute zwischen Nordhausen und Sonneberg, Eisenach und Altenburg dermaßen viele aus alten Zeiten stammende Kostbarkeiten zu bestaunen gibt, ist ein überaus glücklicher Umstand. Denn allein in den letzten hundert Jahren gab es mehrere Scheidewege der Geschichte. An jedem davon hätte das Schicksal von Thüringens Altbau-Architektur einen Wandel zum Schlechteren erfahren können.
Ein Gebäude kann durchaus viele Jahrhunderte überdauern. Die Mühlburg bei Arnstadt etwa wurde um das Jahr 700 gebaut und das Haus Domstraße 12 in Nordhausen enthält Balken, die erwiesenermaßen Anfang der 1300er Jahre geschlagen wurden. Mit einer Errichtung im 16. Jahrhundert zählt es heute zu den ältesten Wohngebäuden im Freistaat.
Allerdings gibt es für jeden Bau drei Gefahren, die ihm nachhaltig schaden können:
1. Abriss: Beispielsweise, weil der Bauplatz oder die Materialien anderweitig benötigt werden.
2. Vernachlässigung: Jedes Baumaterial benötigt ein Minimum an Pflege, um den zeit-, witterungs- und naturbedingten Verfall aufzuhalten.
3. Krieg: Kampfhandlungen jeglicher Art können Gebäude nicht nur direkt beschädigen, sondern beispielsweise deren längere Vernachlässigung erzwingen – etwa durch Flucht.
Die Punkte 1 und 2 kommen immer vor. Sie betreffen aber weitgehend einzelne Gebäude. Krieg hingegen kann ganze Städte und noch größere Areale verheeren. Unter diesem Gesichtspunkt war der Zweite Weltkrieg (1939 bis 1945) nicht nur für Thüringens Gebäudebestand die schlimmstmögliche Katastrophe überhaupt.
Sieht man von den hier wenig zerstörerischen Feldzügen Napoleons ab, dann hatte es zwischen dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) und 1939 keine größeren kriegsbedingten Zerstörungen auf thüringischem Gebiet gegeben. Mit dem Zweiten Weltkrieg änderte sich das völlig. Dazu zwei Fakten:
Verglichen mit vielen anderen Gebieten des damaligen und heutigen Europas kam Thüringen deshalb vergleichsweise „glimpflich“ davon. Dennoch wurden mehrere Tausend Bauten vollständig zerstört oder schwer beschädigt.
Nach Kriegsende war der Bestand an althergebrachter Bausubstanz dadurch trotzdem längst nicht so stark verheert, wie es beispielsweise in Westdeutschland entlang des Rheins oder in den Gebieten zwischen Berlin und Oder der Fall war.
Einerseits wurde deshalb Deutschlands über Jahrhunderte gewachsener Gesamtbestand an geschichtlich bedeutsamen Gebäuden schwerstens in Mitleidenschaft gezogen. Andererseits blieb der Bestand Thüringens zu einem erheblichen Teil verschont. Beides wirkt bis heute nach und ist einer der Gründe, warum der Freistaat eine solche architektonische Schatztruhe ist.
Doch obwohl die Kampfhandlungen am 8. Mai 1945 endeten, waren die Gefahren für die alten Gebäude im heutigen Thüringen keinesfalls gebannt. Tatsächlich begann damals erst ein in der Nachbetrachtung größeres Risiko.
Es ist keineswegs so, als sei das Gebiet des heutigen Thüringens im Zweiten Weltkrieg nicht relevant gewesen. Im Gegenteil, insbesondere in der zweiten Kriegshälfte wurde es ein Ort, an dem die Nazis die Auslagerung kriegswichtiger Industrien im großen Stil betrieben. Beispielsweise der KZ-Komplex „Mittelbau“ bei Nordhausen. Hier legten Zwangsarbeiter unter katastrophalen Bedingungen unterirdische Stollensysteme an, in denen sie Raketen produzieren mussten.
Obwohl die strategische Bedeutung Thüringens damit ab zirka 1944 stark anstieg, lag sie weiterhin gegenüber anderen Industrie- und Logistikstandorten des „Reichs“ zurück. Im letzten Kriegsjahr wurde der Freistaat aufgrund seiner zentralen Lage und relativen Unversehrtheit zu einer der wichtigsten Flüchtlingsdrehscheiben des Landes. Dazu einige Fakten:
· Vor und nach Kriegsende gelangten mehrere Millionen Menschen nach Thüringen. Zunächst evakuierte Ausgebombte aus anderen Städten, dann Geflüchtete aus grenznäheren Bereichen. Schließlich Vertriebene aus dem Osten und unzählige Tausend Soldaten.
· Nach der endgültigen Festlegung der Besatzungszonen im Sommer 1945 wurde Eichsfeld zum Nadelöhr. Wo sowjetische, amerikanische und britische Zonen aneinandergrenzten, wollten fast 3 Millionen Menschen innerhalb weniger Monate ins Grenzdurchgangslager Friedland gelangen – die wichtigste Einrichtung der Region auf „westlichem“ Boden.
· Da Thüringen von allen Arealen der sowjetischen Besatzungszone und später der DDR am weitesten in den Westen hineinragte, blieb es bis zum Mauerbau ein bedeutender strategisch-politischer Faktor. Einerseits lockte es Fluchtwillige an. Andererseits kam es seitens der Behörden zu gezielten Zwangs-Umsiedlungsaktionen gegen „politisch Unzuverlässige“. In deren Zug wurden zudem viele Häuser und ganze Ortsteile abgerissen, da sie zu dicht an der deutsch-deutschen Grenze lagen.
Das alles blieb für den thüringischen Gebäudebestand nicht ohne Folgen: Überbelegung und Zwangsabriss, staatliche Kollektivierungsmaßnahmen. Dazu der allgemeine dramatische Materialmangel, der bis weit in die 1950er Jahre anhielt. Und nicht zuletzt die Unsicherheit vieler Bewohner bezüglich der eigenen Zukunft. Viele wussten damals nicht, ob oder wie lange sie in der noch jungen DDR bleiben wollten. Andere planten ihre Flucht aktiv. Sie wollten nur abwarten, bis wichtige Lebensereignisse eintraten, bevor sie den Weg nach Westen wagten – etwa das baldige Ende der Berufsausbildung.
Als wenn das nicht genügt hätte, bekam der in den Westen vorkragende „Thüringer Balkon“ eine wichtige militärstrategische Rolle: Er wurde rasch zu einem der wichtigsten Standorte für die „Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland“ (GSSD).
Bis in die 1980er steigerte sich die Zahl sowjetischer Soldaten, Zivilpersonal und Angehörige auf fast 90.000 Menschen in den DDR-Bezirken Gera, Erfurt und Suhl. Aus diesen einstigen Bezirken besteht das heutige Thüringen mehrheitlich. Diese Menschenmassen und ihre Kasernen und Truppenübungsplätze, dazu mehrere Zehntausend Stück militärisches Großgerät, beanspruchten enorme Flächen.
Zu all dem kam schließlich über die gesamte Lebenszeit der DDR noch eine Gefahr hinzu. Sie war in der Nachbetrachtung kaum geringer als die aus Kriegstagen.
Bauen und Wohnen waren zu DDR-Zeiten niemals losgelöst von den großmaßstäblichen Plänen und Möglichkeiten des „Realsozialismus“ zu betrachten. Schon 1950 beschloss die Staatsführung die sogenannten „16 Grundsätze des Städtebaus“. Diese Leitlinien stellten für die kommenden 40 Jahre die Basis dar, auf der die Kriegsschäden behoben und ein Neubau nach sozialistischen Gesichtspunkten angestrebt wurde.
Ein zentraler Wesenskern: Der Staat hatte die Regie über Gebäudebestand und Bautätigkeit. Privateigentum von Wohnraum gab es zwar. Jedoch nur in erheblich geringerem Maß als in der BRD – und nicht zuletzt Baumaterialien waren nur gegen Bezugsscheine zu bekommen.
Diese Jahrzehnte lassen sich in zwei Phasen unterteilen:
· Phase 1 bis Anfang der 1970er:
In diesem Zeitraum standen die Beseitigung der Kriegsschäden sowie der Aufbau der Wirtschaft über allem anderen. Da ab 1961 die schwer gesicherte innerdeutsche Grenze sowie die Berliner Mauer hinzukamen, wurde ein Großteil der Baumaterialherstellung für diese Zwecke eingesetzt. Im Willen, die alten Gesellschafts- und Machtverhältnisse auf jeder Ebene zu beseitigen, galt zudem die Regel „Neubau geht vor Erhalt und Sanierung.“
· Phase 2 bis zum Ende der DDR:
Um den nach wie vor grassierenden Wohnraummangel zu bekämpfen und allgemeine Lebensstandards anzuheben, startete die Regierung großangelegte Wohnungsbauprogramme. Diese fokussierten sich massiv auf die Errichtung großer Plattenbausiedlungen. Der nötige Platz wurde häufig durch Abriss ganzer Viertel erschaffen. Selbst, wo nicht, hatte die althergebrachte Bausubstanz durch Materialmangel das Nachsehen.
Über die Stadtkerne von Thüringen sowie der DDR im Allgemeinen lässt sich dadurch Folgendes sagen: Vernachlässigung war an der Tagesordnung. Altbauten und teilweise über Jahrhunderte gewachsene Viertel wurden vonseiten der Politik als „bürgerlich“ angesehen. Als steinerne Symbole einer Ära und Gesellschaftsform, die man im Sozialismus als überwunden betrachtete.
Vielerorts war der Verfall deshalb nicht nur als unvermeidbar im Angesicht des Materialmangels akzeptiert. Er wurde vielmehr gezielt begrüßt und herbeigeführt. Dazu trugen absichtlich niedrig gehaltene Mieten bei. Sie verhinderten jede Form von kostendeckendem Betrieb der wenigen in Privatbesitz befindlichen Gebäude – und dadurch Investitionen in deren Erhalt.
Über die gesamte DDR zieht sich deshalb eine regelrechte staatlich gelenkte Attacke auf die Altstädte wie ein roter Faden, inklusive großflächiger Abrisse zur Umsetzung einer sozialistischen Stadtplanung. Als die Wendezeit anbrach, gab es in den Schubladen der Baubevollmächtigten noch Pläne für den Abriss von Stadtvierteln bis in das heutige Jahrtausend hinein – und praktisch alle noch existierenden Altstädte waren in einem katastrophalen Zustand.
Beispiel Erfurt: Wäre es nach den ursprünglichen Plänen gegangen, hätte man das dortige Andreasviertel bis Anfang der 1990er abgerissen und gegen eine breite Straßenzeile ersetzt. Ähnlich, wie es bereits über die 1980er in anderen Teilen der nördlichen Innenstadt geschehen war.
Dass es hier und in vielen anderen Städten von Thüringen und DDR nicht so kam, liegt an den folgenden zwei letzten Glücksfällen.
Wäre es rein nach der Politik gegangen, dann wären heute vom gesamten historischen Baubestand zu Beginn der DDR nur noch einige wenige Prestigeobjekte übrig. Bauten, die man explizit aus politischen Gründen erhielt. Doch selbst im Realsozialismus war die Macht der Regierenden nicht unbegrenzt – und waren längst nicht alle Bürger „auf Linie“, also blindem Parteigehorsam unterlegen.
Im Gegenteil: Über die gesamte Existenz der DDR hinweg lässt sich Widerstand gegen Verfall und Abriss ausmachen.
· Anfänglich war es vor allem Empörung darüber, dass der Staat Gebäude abriss oder verfallen ließ, die den Krieg unbeschadet überstanden hatten oder deren Schäden problemlos behebbar waren.
· Mit fortschreitendem Abriss und Verfall wuchs immer stärker der Zorn über diese gezielte Zerstörung altertümlicher Häuser und Viertel samt damit einhergehender gewachsener Strukturen – teilweise über Jahrhunderte gewachsen.
Ab zirka Mitte der 1980er regte sich an immer mehr Orten der DDR Widerstand. Es bildeten sich Bürgergruppierungen, Nachbarschaftsverbände, Interessenvertretungen. Man erstellte Flugblätter, dokumentierte in Wort und Bild, besetzte Häuser, schrieb Eingebungen an Politiker, reparierte notfalls auf eigene Rechnung. Die Vorgehensweisen dieser Menschen waren so vielfältig wie ihre Zusammensetzungen und Hintergründe. Eines einte sie jedoch: Der Wunsch, der Altbauzerstörung Einhalt zu gebieten.
Dabei handelt es sich keinesfalls um einen „Nebenschauplatz“ des zivilen Widerstandes. Vielmehr war das Angehen gegen den Verfall und den grassierenden Abriss eine der wichtigsten Triebfedern der Opposition gegen Ende der DDR.
1989 trafen sich in Erfurt erstmals Gruppen aus der ganzen DDR. Ihr Ziel: Gemeinsame Aktionen besprechen, um die überall bedrohten Altstädte zu erhalten. Es wäre vielleicht vermessen, dies als Ursprung der nur wenige Monate später erfolgenden Wende zu betrachten. Definitiv war es jedoch ein wichtiger Mosaikstein, an dessen Ende Montagsdemonstrationen und letztlich der Zusammenbruch des DDR-Apparats standen.
Näheres zu dieser wichtigen und spannenden Phase findet sich in dem Buch „WendePunkte.“ der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung. Es beleuchtet den Zustand speziell brandenburgischer Städte sowie deren Sanierung in der Nachwendezeit. Zudem hat Stefan Koppelkamm in seiner Vorher-Nachher-Bildreihe 1990 den Verfall in der DDR fotografiert. Zehn Jahre später kehrte er zurück und erstellte nochmals Fotos aus gleichen Blickwinkeln.
Doch wie ging es nach der Wende weiter? Mit dem 9. November 1989 waren die Gefahren für die stark mitgenommenen Stadtkerne weitgehend beseitigt. Danach ereignete sich Folgendes:
· Noch im November 1989 wurde das DDR-Ministerium für Bauwesen neu aufgestellt. Sein neuer Chef, Gerhard Baumgärtel, sowie die Chefin des westdeutschen Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Gerda Hasselfeldt, vereinbaren einen Masterplan.
· Dabei wurden in den folgenden Wochen mehrere Pilotstädte zusammengestellt – Brandenburg, Halberstadt, Meißen, Stralsund und Weimar. Dieses „Modellstadtprogramm“ konzipierte Notsanierungspläne und sorgte für Finanzierung und Umsetzung durch westdeutsche Partner.
· Ab Frühjahr 1990 wurde eine weitere Städteliste eröffnet. Bis in den Sommer waren darin über 700 DDR-Kommunen erfasst, die Mittel im Rahmen des Sanierungsplanes erhalten sollten.
Die Schwierigkeiten waren eher praktischer Natur: Unmittelbar nach der Wende waren zahlreiche Dinge gleichzeitig zu erledigen. Außerdem kam es zu einem erheblichen Wegzug von Neu-Bundesbürgern aus dem Gebiet der jetzt ehemaligen DDR. Nicht zuletzt kamen mit der Wiedervereinigung rechtliche Fragen auf. Insbesondere was durch DDR-Enteignungen entstandene Brüche in den Besitzverhältnissen bis 1949 betraf.
Es ist also nicht so, als wären Thüringens schwer mitgenommene Altstädte bereits kurz nach der Wende wieder in altem Glanz erstrahlt. Allerdings konnte man immerhin schon zehn Jahre nach dem Ende der DDR überall einen dramatischen Unterschied feststellen. Nicht alles, was 1990 verfallen war, konnte gerettet werden – aber sehr vieles.
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